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Abstract

Nach den vorsichtigen Mindestlohnerhöhungen im Jahr 2021 stiegen die Nominalsätze 2022 nun signifikant an, da sich die negativen Folgen der Pandemie abschwächten und sich die Lage in den Volkswirtschaften und auf den Arbeitsmärkten besserte. Vor diesem Hintergrund haben 20 der 21 EU-Mitgliedstaaten mit gesetzlichen Mindestlöhnen ihre Sätze angehoben. In den mittel- und osteuropäischen Mitgliedstaaten war im Vergleich zu den Mitgliedstaaten, die vor der Erweiterung der EU angehörten, ein erhebliches Wachstum zu verzeichnen; Deutschland zeigte dabei das größte Wachstum. Unter Berücksichtigung der Inflation stieg der Mindestlohn jedoch in nur sechs Mitgliedstaaten real an.

Sollten sich die derzeitigen Inflationstrends fortsetzen, werden die Mindestlöhne 2022 in keinem Land real steigen. Erhebliche Verluste bei der Kaufkraft von Mindestlohnempfängern dürften das Bild dominieren, es sei denn, das Problem wird durch politische Maßnahmen im Laufe des Jahres angegangen. Die Verfahren zur Festlegung der Mindestlöhne und die damit verbundenen Rechtsvorschriften sind in der EU im Großen und Ganzen unverändert geblieben oder wurden für 2022 nur geringfügig angepasst.

Key findings

Während die Mindestlöhne zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 1. Januar 2022 nominal erheblich gestiegen sind, hat sich der Lebensstandard – inflationsbereinigt – tatsächlich nicht erhöht. Im selben Zeitraum war bei Mindestlohnbeschäftigen in 15 der 21 Mitgliedstaaten mit einem gesetzlichen Mindestlohn ein realer Lohnrückgang zu verzeichnen.

Sollten sich die derzeitigen Inflationstrends fortsetzen, werden die Mindestlöhne 2022 in keinem Land real steigen, und erhebliche Verluste bei der Kaufkraft von Mindestlohnempfängern werden zu einem vorherrschenden Thema werden, es sei denn, dem Problem wird durch zusätzliche Erhöhungen oder andere Unterstützungsmaßnahmen für Geringverdienende im Laufe des Jahres entgegengewirkt. Länder mit automatischen Indexierungsmechanismen wie Belgien, Frankreich und Luxemburg haben die Löhne entsprechend der Inflation schneller angehoben; zusätzliche Anhebungen sind allerdings auch ad hoc möglich, wie in Griechenland.

Die vorgeschlagene EU-Richtlinie über angemessene Mindestlöhne veranlasst bereits einige Mitgliedstaaten, die Debatte über dieses Thema neu auszurichten und sich auf Veränderungen in Bereichen wie der Festlegung der Kriterien für Lohnfestsetzung oder Lohnerhöhung im Einklang mit den im Vorschlag genannten „internationalen Referenzwerten“ vorzubereiten. Deutschland hat beispielsweise im Oktober 2022 beschlossen, seinen Mindestlohn auf 12 EUR pro Stunde bzw. etwa 60 % des Medianlohns anzuheben.

Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass nur in Dänemark, Lettland und Norwegen eingehende Debatten zwischen nationalen Akteuren darüber stattfinden, wie Tarifverhandlungen gefördert und die Tarifbindung erhöht werden können. Die Aufstellung von Aktionsplänen zur Förderung von Tarifverhandlungen ist ein wichtiges Element der neuen EU-Richtlinie über angemessene Mindestlöhne und wird eine zentrale Anforderung an die Mitgliedstaaten darstellen.

Mindestlöhne können eine entscheidende Rolle bei der Verringerung der Lohnungleichheit spielen. So zeigt sich beispielsweise in Spanien, dass die Auswirkungen der Erhöhung des Mindestlohns um 22 % im Jahr 2019 zum größten Rückgang der Lohnungleichheit in den EU-27-Mitgliedstaaten in diesem Jahr geführt haben. Dies dürfte auf die Anhebung des Mindestlohns zurückzuführen sein, durch die der hohen Lohnungleichheit in Spanien entgegengewirkt wurde, die sich im Jahr vor dem Anstieg vergrößert hatte.

The report contains the following lists of tables and figures.

List of tables

Table 1: Gross statutory minimum wages, 21 EU Member States, 2021 and 2022 compared
Table 2: Change in monthly minimum wages (%) in collective agreements for 10 low-paid jobs, in nominal terms, 1 January 2020–1 January 2022
Table 3: Addressing low pay in collective bargaining in countries without statutory minimum wages
Table 4: Changes to minimum wage regulations in 2021 for 2022
Table 5: Setting of statutory minimum wages for 2022 in countries where the social partners did not reach an agreement
Table 6: Policy debates on changes to mechanisms for minimum wage setting
Table 7: From minimum to living wage policies – new developments in 2021 and early 2022
Table 8: Plans to increase minimum wages to bring them closer to median wages
Table 9: Changes in policies affecting net take-home pay
Table 10: Influence of proposed EU policy on national minimum wage setting
Table 11: Latest research on minimum wages in the EU, published in late 2020 and 2021

Table A1: Monthly equivalised basic pay rates from the largest collective agreements covering 10 low-paid jobs, January 2021 and January 2022 (national currencies)     
Table A2: Monthly equivalised basic pay rates from the largest collective agreements covering 10 low-paid jobs, January 2022 (€)
Table A3: Change in monthly minimum wages in collective agreements, in real terms and in national currencies, between 1 January 2021 and 1 January 2022, for 10 low-paid jobs (%)

List of figures

Figure 1: Proportion of EU employees earning close to the minimum wage (%), by sociodemographic and employment characteristics, EU, 2018
Figure 2: Hourly minimum wages (€), 21 EU Member States, 2022
Figure 3: Year-on-year change in inflation rates (%), Member States, 2021 and 2022
Figure 4: Monthly evolution in inflation, by category, EU, January 2020–April 2022
Figure 5: Changes in minimum wages in real terms (%), 21 EU Member States, January 2021–January 2022
Figure 6: Minimum wages in nominal and real terms (€), Belgium, January 2020–May 2022
Figure 7: Collectively agreed average and median monthly wages (€) in 10 low-paid jobs, January 2022
Figure 8: Change in average monthly minimum wages (%) set in collective agreements for 10 low-paid jobs, in nominal and real terms, 1 January 2020–1 January 2022
Figure 9: Minimum wage setting for 2022 and the role of the social partners
Figure 10: Evolution of average wages by wage quintile, Spain, 2009–2019
Figure 11: Relative change in average wages (%) by wage decile, Spain, 2018 and 2019
Figure 12: Relative change in wage inequality (%), EU Member States, 2018 and 2019
Figure 13: Relative change in average wages (%) by employees’ sociodemographic and employment characteristics, Spain, 2018 and 2019     
Figure 14: Relative change in average wages by wage decile, and change in wage inequality, Spain, 2019 (%)

Figure A1: Changes in minimum wages in real terms, selected EU Member States by group, January 2020 to January 2022

Number of pages
76
Reference nº
EF22040EN
ISBN
978-92-897-2266-7
Catalogue nº
TJ-AS-22-001-EN-N
DOI
10.2806/754979
Permalink

Listen to our Eurofound Talks podcast on minimum wages

In episode 7 of our Eurofound Talks podcast series, we speak with Senior Research Manager Christine Aumayr-Pintar on the importance of minimum wages in the EU, different processes in place, the latest EU developments in ensuring adequate minimum wages, and the growing issue of inflation for low-wage earners.

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